Ein Preis steigt – aber warum?
In meinem letzten Blog-Eintrag haben wir die Frage geklärt, wie ein Preis entsteht und wieso Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, der am Markt gültig ist.
Das Modell funktioniert unter der Prämisse der vollkommenen Konkurrenz. Da die vollkommene Konkurrenz in der Praxis nicht allzu häufig anzutreffen ist, erleben wir nicht selten, dass es für ein und dasselbe Produkt auch schon mal verschiedene Preise gibt.
Vom Grundmodell her entsteht aber, so wie im letzten Beitrag geschildert, ein Preis.
Heute schauen wir uns einmal an, was passieren muss, damit der Preis, den wir durch Angebot und Nachfrage haben entstehen lassen, steigt oder fällt.
Das Bild kennen Sie noch aus dem letzten Beitrag:
Aus dem Angebot und der Nachfrage (blaue und rote Linie) entsteht im Schnittpunkt der Preis. Zu dem orangenen Preis werden zu wenig Löffel hergestellt, zum grünen Preis werden zu wenig Löffel nachgefragt.
Ein Preis entsteht am Schnittpunkt
Was muss nun geschehen, damit ein Preis sinkt. Nun, das ist graphisch und auch logisch recht einfach. Man muss das Angebot ausweiten.
Erhöht sich das Angebot, so verschiebt sich die Angebotskurve parallel nach oben. Dies geschieht zuerst. Daraus resultiert ein neuer Schnittpunkt mit der Nachfragekurve und dadurch wiederum fällt der Preis.
Inhaltlich gesehen ist das auch vollkommen klar. Je mehr Anbieter auf dem Markt sind, je mehr Löffel auf eine feststehende Nachfrage stoßen, desto weniger ist ein Löffel wert.
Was muss also geschehen, damit ein Preis steigen kann?
Wie Sie sich sicherlich denken können, ist der Vorgang wie oben, nur dass nicht das Angebot steigt, sondern die Nachfrage. Es ist also nicht die blaue Linie, die sich nach oben verschiebt, sondern die rote.
Wir sehen in der Grafik oben, wie der Preis steigt, indem die Nachfrage sich erhöht.
Das bedeutet, wir haben eine Regel, die da heißt: Angebot steigt, Preis sinkt und Nachfrage steigt, Preis steigt? Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Wir wollen uns eine weitere Grafik anschauen.
Hier sehen wir, obwohl die Nachfrage steigt, fällt der Preis und zwar deshalb, weil das Angebot auch steigt und zwar so stark, dass der Effekt der Nachfragenerhöhung überkompensiert wird.
Jetzt erst einmal durchatmen.
Also, Nachfrage hoch, bei gleichbleibendem Angebot steigt der Preis. Angebot hoch, bei gleichbleibender Nachfrage sinkt der Preis.
Steigen sowohl Angebot als auch Nachfrage, so ist es entscheidend, welcher Effekt stärker ist.
Wir wissen nun nicht nur, wie ein Preis entsteht, sondern auch, wie Preisanstiege und Preissenkungen zustande kommen.
Prüfen wir das mal:
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal das Beispiel Benzinpreis hervor nehmen. Ein fallendes Angebot können wir hier wohl ausschließen. Betrachtet man den globalen Weltmarkt für Erdöl, so gibt es zwar schwankende Produktionsmengen, aber die haben nichts mit saisonalen Schwankungen zu tun.
Eine steigende Nachfrage kommt da schon eher in Betracht. Im Urlaubsverkehr beispielsweise steigt die Nachfrage nach Benzin. Bei genauerer Betrachtung ist es aber wohl so, dass im Vergleich zum Angebot die höhere Nachfrage kaum ins Gewicht fällt. Das, was an Benzin produziert und bereitgestellt werden kann, kann eine steigende Nachfrage durch die jeweilige Urlaubssaison locker abdecken.
Also muss es ein anderes Phänomen geben, was dazu führt, dass die Preise steigen. Die Theorie hat auch darauf eine Antwort.
In unserem Modell, welches ein Preis durch Angebot und Nachfrage entstehen lässt, wird vollkommene Konkurrenz und ein vollkommener Markt vorausgesetzt. Dazu gehören, neben einigen weiteren Bedingungen, dass viele Anbieter auf viele Nachfrager treffen.
Vollkommener Markt als Voraussetzung
Kein Anbieter hat die Macht, von sich aus einen Preis auf dem Markt zu diktieren. Denn würde er eine Preiserhöhung von sich aus durchsetzen wollen, so würden die Nachfrager einfach bei der Konkurrenz kaufen. Eine solche Marktsituation, viele Anbieter und viele Nachfrager, nennt man ,,zweiseitiges Polypol“. Haben Sie vielleicht schon einmal gehört, vielleicht auch nicht.
Was Sie aber auf jeden Fall schon einmal gehört haben, ist der Begriff des Monopols. landläufig ist mit einem Monopol ein Angebotsmonopol gemeint. Das heißt, ein Anbieter trifft auf viele Nachfrager. Es gibt aber auch ein Nachfragemonopol, also ein Nachfrager trifft auf viele Anbieter.
Bleiben wir beim Angebotsmonopol. Was bedeutet das für die Preisbildung?
Wasser in Flaschen und das in der Wüste
Stellen Sie sich vor es gibt in der Sahara ein Wasserloch, welches an einer Handelsroute liegt, die nur mit Kamelen zu begehen ist, dieses Wasserloch gehört einem Beduinen, der dort Wasser in Flaschen abfüllt und den Reisenden anbietet.
Weiter angenommen, die Reisenden sind sehr lange unterwegs und unter normalen Umständen sind die Wasservorräte aufgebraucht, wenn sie das Wasserloch erreichen. Sie sehen schon, worauf die Situation hinausläuft. Der Beduine ist in seiner Preisgestaltung kaum eingeschränkt.
Er kann für sein Wasser fast verlangen, was er möchte. Die Nachfrage, in diesem Fall die Reisenden, hat keinerlei Möglichkeit, auf andere Anbieter auszuweichen.
Es besteht nur die Alternative, kein Wasser zu kaufen.
Ohne nun genau auf die etwas komplizierte Preisbildung in einem Monopol eingehen zu wollen, haben wir festgestellt, dass unser Modell von oben, am Wasserloch nicht funktioniert und dass der Anbieter eine Marktmacht besitzt, um den Preis von sich aus zu bestimmen.
Ist der Preis in unserem oben gezeigten Modell für den einzelnen Anbieter eine Fixum, das heißt: er kann ihn nicht direkt beeinflussen, so ist in einem (Angebots-)Monopol der Preis vom Anbieter sehr wohl zu bestimmen.
Wir haben also nun festgestellt, es gibt Marktsituationen, in denen der Preis vom Anbieter bestimmt werden kann. Einfach mal so.
Nun bleibt die Frage, ist das bei den Ölkonzernen der gleiche Fall? Dafür müsste ein Monopol herrschen und es dürfte nur einen Anbieter geben.
Das ist recht einfach zu überprüfen – das ist nicht so. Es gibt mehrere Anbieter, aber es gibt eben nur wenige Anbieter. Diesen Fall nennt man Angebotsoligopol. Also wenige Anbieter, viele Nachfrager.
Theoretisch gesehen besteht also nicht die Marktmacht wie bei einem Monopol. Doch jetzt kommt das ganz große
ABER
Sollten die wenigen Anbieter, so agieren wie EIN Anbieter, dann ist wieder eine monopolähnliche Marktmacht gegeben. Und genau dieses „agieren wie ein Anbieter“ wird den Konzernen immer wieder vorgeworfen.
Man spricht hier immer wieder von Preisabsprachen. Wäre dies so, könnten die Konzerne zu den Zeiten, zu denen viel gereist wird, die Preise anheben und ihre Gewinne erhöhen. Mit einer normalen Preisbildung hat das dann nichts mehr zu tun und führt dazu, dass die Marktmacht auf Kosten der Nachfrager ausgenutzt wird.
Und? Ist das schlimm?
Wenn man bedenkt, dass der Preis auf einem vollkommenen Markt, so wie im Modell ganz oben, dazu führt, dass die größtmögliche Menge an Gütern den Besitzer wechseln und somit die größtmögliche Menge an Nachfragern und Anbietern befriedigt wird. Dann ist ein willkürlicher Preis, der durch einen Anbieter gesetzt werden kann, ökonomisch gesehen nicht ideal und ineffizient.
Wenn Sie also an der Tankstelle stehen und den Zapfhahn in ihr Auto stecken, dann wissen Sie jetzt genau, warum Sie so viel zu bezahlen haben und warum das gesamtwirtschaftlich nicht gut ist.
Gut ist es allerdings für die Ölkonzerne, denn die erhöhen ihre Gewinne. Und wie Sie das, was Sie an der Zapfsäule aus ihrem Portemonnaie verlieren, mit einem gut aufgestellten Depot in dem möglicherweise auch Ölfirmen enthalten sind wieder reinholen, das erfahren Sie in meinen Börsendiensten.