Der Siegeszug der Kichererbse
Zugegeben: Das klassische lineare Fernsehen, das wir aus den guten alten Zeiten der TV-Unterhaltung kennen, konsumiere ich nur noch sehr selten, seit es Netflix, Amazon Prime und Co. gibt.
Aber wenn es doch mal passiert, dass ich mich durch die TV-Kanäle zappe, bleibe ich – so wie neulich – gerne mal am Montagabend beim Sender VOX hängen. Denn da gab es gerade wieder eine neue Staffel der Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“ zu sehen.
Wenn man denkt, es gibt eigentlich nichts, was es noch nicht auf dem Markt gibt, so wird man bei „DHDL“ eines Besseren belehrt. Vor allem im Bereich „Food“ erstaunen mich immer wieder die kreativen Ideen der Gründer, die in der Show um die Gunst und das Geld der fünf prominenten Investoren buhlen.
Dabei sind der Fantasie scheinbar keine Grenzen gesetzt. Hier nur mal eine kleine und ganz zufällige Auswahl von DHDL-Food-Innovationen aus den letzten Monaten: Frau Poppes Würzbasis (Würzmischungen für Hackfleisch), JoyBräu (Proteinbiere), Mary’s Dream Coffee (vegane und laktosefreie Milchalternative), Hilli Fruits (Fruchtpüree zum Mitnehmen), Haselherz (Nuss-Nougatcreme mit Kokosblütenzucker), Guatavita (Vollrohrzucker aus Kolumbien), Flowkiss (Focus-Wasser mit Koffein), MyEy (Vegane Hühnerei-Alternative), Bierkruste (Dinkel-Backmischung), Knödelkult (Knödel im Glas), Forest Gum (Veganer Kaugummi).
So speziell diese Innovationen auf den ersten Blick erscheinen mögen: Es gibt für alle diese Food-Produkte einen Markt – und der wächst und wächst! Und damit sind wir auch schon mittendrin im Thema der heutigen Ausgabe dieses Blogs. Denn es geht heute um den Megatrend Ernährung.
Warum Megatrend?
„Kaufe nichts, was du nicht kennst.“ Das hat Warren Buffet, einer der größten Investoren und einer der reichsten Menschen der Welt, einmal gesagt.
Für alle meine neuen Leser, die noch nicht so lange investieren, möchte ich diesen Satz etwas abändern: Verstehe die Strategie, nach der du handelst.
Meine Trendfolge-Strategie ist genauso simpel zu verstehen wie umzusetzen. Wir orientieren uns an den großen Trends dieser Welt. Alles das, was unser Leben und das von Millionen anderen Menschen bestimmt, ist interessant für uns.
Und dazu zählt zweifelsfrei auch der Bereich Ernährung als Megatrend. Von Megatrends sprechen wir immer dann, wenn es sich um besonders lang anhaltende Trends handelt. Megatrends wirken auf alle Ebenen der Gesellschaft und beeinflussen sowohl Unternehmen als auch Institutionen und Individuen.
Food-Trends können in diesem Kontext als „Barometer“ fungieren, sagt das Forscher- und Beraterteam des Zukunftsinstituts. Denn „an ihnen lassen sich Entwicklungen ablesen, die sich tiefer in die Gesellschaft ausbreiten.“
Schauen wir uns daher doch einfach mal kurz ein paar der jüngsten Food-Trends an.
Kichererbsen auf dem Vormarsch
Vielleicht ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass in deutschen Großstädten seit einiger Zeit ein Hummus-Restaurant nach dem anderen seine Tore öffnet? Das haben wir wahrscheinlich dem israelisch-britischen Koch Yotam Ottolenghi und seinen erfolgreichen Kochbüchern zu verdanken.
Aber nicht nur das cremige Püree aus der Kichererbse erfreut sich wachsender Beliebtheit bei den Konsumenten. Dem letzten Trendreport der US-amerikanischen Bio-Supermarktkette Whole Foods (die seit 2017 zu unserem Trendfolger Amazon gehört) konnte man folgendes entnehmen: „Kichererbsen sind der neue Blumenkohl“. Demnach soll die Kichererbse in den nächsten Jahren auch unsere heimischen Herde erobern. Und dies nicht nur in der altbekannten Variante als Hummus oder Falafel, sondern auch als Alternative zu Fleisch und Tofu sowie in Form von Pasta, Chips, Cerealien oder Mehl.
Die Nachfrage der Deutschen nach dem „Superfood“ Kichererbse ist bereits in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Das hat auch dafür gesorgt, dass die beliebte Hülsenfrucht inzwischen auch von deutschen Landwirten angebaut wird. Und auch in Krankenhausküchen steht die Kichererbse mittlerweile immer öfter auf dem Speiseplan.
Was und wie wir in Zukunft essen werden…
An diesem Beispiel des Siegeszugs der Kichererbse lässt sich aus meiner Sicht ganz gut verdeutlichen, wie durch einzelne Lebensmittel und Ernährungsweisen nachhaltige gesellschaftliche Veränderungen herbeigeführt werden.
Das Zukunftsinstitut analysiert den Ernährungsbereich regelmäßig genauer und hat in seinem neuen Food-Report unter anderem diese 3 Trends für das Jahr 2022 ausgemacht:
- Zero Waste: Die Idee, Müll oder scheinbaren Müll nicht nur wiederzuverwerten oder zu recyceln, sondern gar nicht erst anfallen zu lassen, funktioniert auch im Food-Bereich. Dort spricht man dann neudeutsch von „Upcycled Food“, besser bekannt als „Resteküche“.
- Local Exotics: Auf der einen Seite gibt es in der Bevölkerung den Wunsch, möglichst viel Lokales zu sich zu nehmen, am besten aus eigenem Anbau aus dem Schrebergarten oder der Gemeinschaftsparzelle. Gleichzeitig hat die Pandemie aber auch eine große Sehnsucht nach dem Exotischen in uns geweckt. Das Konzept der „Local Exotics“ soll diesen Widerspruch in Zukunft auflösen (womit wir übrigens wieder bei der Kichererbse wären…)
- Real Omnivore: Dieser Trend bezeichnet eine verantwortungsvolle Esskultur, die auch die Gesundheit des Planeten einschließt. Es geht also nicht mehr nur um die eigene gesundheitsbewusste Ernährung, sondern um das große Ganze.
Quelle: zukunftsinstitut.de
Solche Ernährungstrends, wie sie vom Zukunftsinstitut aufgespürt werden, haben aber natürlich nicht nur Einfluss darauf, was bei uns zuhause auf den Tisch kommt. Vor allem für die Lebensmittelindustrie, den Handel und die Gastronomie bieten diese Trends zahlreiche Anknüpfungspunkte. Insofern ist es auch kein Wunder, dass bei der TV-Show „Die Höhle der Löwen“, von der ich eingangs berichtete, vor allem Innovationen aus dem Food-Bereich das Interesse der Investoren wecken.