Jensen Huang – Vom Tellerwäscher zum Multimilliardär

Wer an Nvidia denkt, der hat meist das sympathische Gesicht des CEOs Jensen Huang direkt vor Augen. Ähnlich ist es ja auch mit Zuckerberg, wenn wir an Meta denken, oder mit Bill Gates bei Microsoft. Ich finde es spannend, zu schauen, woher diese charismatischen Persönlichkeiten stammen, wo ihre Ursprünge liegen und wie sie zu den Aushängeschildern von Milliarden-schweren Tech-Konzernen werden konnten.
Für diesen Blog-Artikel habe ich mich einmal auf die Socken gemacht und mich mit dem faszinierenden Werdegang von Jensen Huang beschäftigt. Vom bescheidenen Anfang als Einwandererkind hat er es zum visionären CEO eines der wertvollsten Tech-Unternehmen der Welt gebracht. Unter seiner Führung entwickelte sich Nvidia vom Grafikchip-Start-up zum Schrittmacher im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz.
Huangs persönliche Geschichte – geprägt von harter Arbeit, Ausdauer und unkonventionellen Anekdoten – spiegelt sich stark in der Kultur und dem Erfolg seines Unternehmens wider.

Vom Internat zur Tischtennis-Spitze
Jen-Hsun “Jensen” Huang wurde 1963 in der Hafenstadt Tainan in Taiwan geboren. Als er fünf Jahre alt war, zog die Familie nach Thailand, wo sein Vater als Chemieingenieur in einer Raffinerie arbeitete. Die politische Unruhe in Südostasien Anfang der 1970er veranlasste Huangs Eltern jedoch, ihre Söhne im Alter von neun Jahren allein nach Amerika zu schicken – obwohl Jensen kaum Englisch sprach. Die Jungen kamen 1973 bei Verwandten in Tacoma (Washington) unter. Durch ein Missverständnis landeten sie jedoch an der Oneida Baptist Institute in Kentucky, einer strengen Erziehungsanstalt für schwierige Jugendliche, statt in dem erhofften Elite-Internat.
In Oneida musste der zehnjährige Jensen jeden Tag Toiletten putzen und strenge Pflichten erfüllen. Zugleich erlebte er Mobbing und raue Umgangsformen unter den Mitschülern, gab aber nicht auf: Er brachte sogar einem 17-jährigen, analphabetischen Zimmergenossen das Lesen bei – im Tausch dafür zeigte dieser ihm, wie man Gewichte stemmt.
Zwei Jahre später zogen seine Eltern endgültig in die USA und holten die Brüder aus dem Internat heraus. Die Familie ließ sich in Beaverton, Oregon, nieder, wo Jensen die Aloha High School besuchte und 1981 – mit hervorragenden Noten und noch im Teenageralter – die Schule abschloss. Neben den Naturwissenschaften glänzte er im Tischtennis und gehörte landesweit zu den besten Spielern seiner Altersklasse.

Vom Kellner zum Chip-Designer
Nach der High School schrieb sich Huang an der Oregon State University ein, da dort die Studiengebühren erschwinglich waren. Er studierte Elektrotechnik und Informatik und erwarb 1984 im Alter von nur 20 Jahren den Bachelor-Abschluss (B.Sc.).
An der Universität lernte er Lori Mills kennen, eine Kommilitonin, die später seine Frau wurde. Huang und Lori heirateten Mitte der 1980er-Jahre und bekamen zwei Kinder.
Um sein Studium zu finanzieren und Erfahrungen zu sammeln, jobbte Huang nebenbei – sein erster richtiger Job war Kellner in einem Denny’s-Restaurant. Er arbeitete dort spätabends als Geschirrspüler, Bedienung und auch als Ausfahrer und lernte, in hektischer Umgebung einen kühlen Kopf zu bewahren. Später scherzte er, dass niemand mehr Kaffeetassen auf einmal tragen könne als er selbst. Diese Zeit habe ihm wichtige Werte wie Bescheidenheit, Fleiß und Kundenorientierung vermittelt. Tatsächlich rät Huang jungen Leuten bis heute, ihren ersten Job in der Gastronomie zu suchen, weil er überzeugt ist, dass man dort “Demut, harte Arbeit und Gastfreundschaft” lernt – Lektionen, die auch seinem späteren Führungsstil zugutekamen.
Nach dem Bachelor ging Huang an die renommierte Stanford University und machte 1992 seinen Master-Abschluss in Elektrotechnik. Parallel dazu sammelte er schon Industrieerfahrung: Zunächst arbeitete er als Mikroprozessor-Designer beim Chiphersteller AMD. Jensen Huang ist übrigens ein Cousin von Lisa Su, der Chefin von AMD – ein Zufall, der in der Tech-Welt für Staunen sorgt, den beide jedoch mit Humor nehmen. In den späten 1980ern wechselte er zu LSI Logic, einem Technologiekonzern im Silicon Valley, wo er rasch zum Direktor aufstieg.

Bei LSI knüpfte Huang die Kontakte, die sein Leben verändern sollten – er traf dort auf die erfahrenen Ingenieure Chris Malachowsky und Curtis Priem. Gemeinsam arbeiteten sie an einem Grafik-Adapter-Projekt für Sun Microsystems und erzielten mit dem “GX” Grafikchip große Erfolge. Dieser Erfolg zeigte Huang nicht nur sein Talent im Chip-Design, sondern weckte auch den Unternehmergeist in ihm: Er begann zu träumen, eigene Produkte und Firmen aufzubauen.
Die Vision am Küchentisch
In den frühen 1990er-Jahren reifte Huangs Vision einer Firma, die spezialisierte Grafikchips für den wachsenden PC-Videospielemarkt entwickeln würde. 1993, kurz nach seinem 30. Geburtstag, war es so weit: Zusammen mit Curtis Priem und Chris Malachowsky gründete Jensen Huang in Kalifornien das Unternehmen Nvidia.
Die Geburtsstunde des Konzerns ist mittlerweile legendär – anstatt in schicken Konferenzräumen tüftelten die drei Gründer an einem einfachen Tisch in einem Denny’s-Diner in East San Jose an ihrem Businessplan. Huang schlug den Treffpunkt bewusst vor, weil er das Lokal von seinem eigenen Kellnerjob kannte und schätzte: “Es gab dort Kaffee so viel man wollte, und niemand warf einen hinaus”, erinnerte er sich augenzwinkernd.
In zahllosen nächtlichen Sitzungen bei Pancakes und Kaffee skizzierten Huang und seine Mitstreiter die Idee für einen Chip, der realistische 3D-Grafik auf Heimcomputer bringen sollte. Mit einem Startkapital von gerade einmal 40.000 US-Dollar aus eigener Tasche wagten die drei Gründer den Sprung ins Unternehmertum, erhielten aber schon bald 20 Millionen Dollar Wagniskapital von Investoren, um ihre Pläne umzusetzen.
Hier ist die faszinierende Geschichte Jensen Huangs noch nicht zu Ende. Wie es weitergeht, erzähle ich Ihnen in einem kommenden Blog-Beitrag.