Achterbahn der Gefühle? Nicht mit mir!
Börsenneuling oder alter Hase?
Gerade im letzten Jahr haben vor allem viele junge Menschen die Faszination der Börse neu für sich entdeckt.
Das hat verschiedene Gründe. Zum einen hatten viele Menschen aufgrund der Corona-Pandemie einfach mehr freie Zeit zur Verfügung, um sich neuen Themen zuzuwenden. Und wenn zum Beispiel der tägliche Gang ins Fitnessstudio wegfällt, kommt man plötzlich auf die Idee, sich endlich mal intensiver mit den Themen Geldanlage und Altersvorsorge zu befassen. Ganz nach dem Motto „Wenn nicht jetzt, wann dann?“.
Zum anderen haben wir im vergangenen Jahr in den Medien viel über die Volatilität der Börsenkurse erfahren. Pfiffige Menschen haben mit diesem Wissen die kurzfristigen Kurseinbrüche im vergangenen Frühjahr genutzt und ihre Wunsch-Aktien günstig eingekauft.
Und diejenigen unter Ihnen, die hier schon länger dabei sind, haben sicherlich in den „Proffe News“ auch das ein oder andere Mal mitbekommen, dass unsere Trendfolger zu den großen Profiteuren der Pandemie zählten. Und viele haben sich genau aus dem Grund entschlossen, endlich mit einzusteigen.
Wer im Jahr 2020 zum allerersten Mal Aktien gekauft hat, hat jedoch bisher kaum Erfahrung mit verschiedenen Börsenphasen und Kursverläufen gemacht.
Wem dies noch bevorsteht, der sollte wissen: Gerade in Stressphasen am Finanzmarkt geht es darum, sich als Anleger nicht von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Alte Hasen, die schon länger investiert sind, kennen das. Aber auch sie sind vor Gefühlen nicht gefeit.
Die Tücken des limbischen Systems
Denn selbst dann, wenn wir diese Regeln von unserem Verstand her verinnerlicht haben, heißt das noch nicht, dass wir auch immer rational handeln. Verantwortlich dafür ist das sogenannte limbische System, ein Areal im Gehirn, welches das emotionale Verhalten des Menschen steuert. Kurz und knapp zusammengefasst lässt sich das so beschreiben: Das limbische System hat die Aufgabe, dem Menschen bei der Anpassung an seine sich permanent verändernde Umwelt zu helfen.
Wird das limbische System gestört, beispielsweise im Zusammenhang mit Kursschwankungen an der Börse, kommt es zu emotionalem Verhalten. Angstgefühle, Nervosität, Panik, aber auch Freude oder Gier sind mögliche Verhaltensreaktionen, die dann einsetzen.
Und bei aller Vernunft, die wir bei einem Börsengewinn oder -verlust versuchen an den Tag zu legen – die Achterbahn unserer Emotionen ist stets schneller als der Verstand.
In der Psychologie spricht man in dem Zusammenhang auch von einem Bias, also einem systematischen Urteilsfehler, dem der Mensch unterliegt. Mehr als 40 solcher Urteilsverzerrungen oder „Psycho-Fallen“ kennt die Börsenpsychologie inzwischen. Zwei davon möchte ich Ihnen heute etwas näher vorstellen:
Home Bias – die Liebe zur Heimat
Die Liebe zur eigenen Heimat ist an sich nicht verwerflich. Wenn es zum Beispiel um das Reisen geht, ist dies durchaus eine kluge Strategie. Gerade im vergangenen Jahr haben viele von uns den Urlaub im eigenen Land verbracht und mit ihrem Geld die vom Tourismus abhängigen Regionen Deutschlands unterstützt.
An der Börse spricht man von einem Home Bias, wenn Anleger vorrangig oder ausschließlich Aktien aus ihrem Heimatland im Depot haben. Dieses Phänomen ist weltweit zu beobachten und kein rein deutsches Phänomen.
Die meisten Menschen kaufen vor allem Aktien aus ihrem Heimatland und gewichten ausländische Werte unter. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass wir meinen, uns mit der eigenen, inländischen Wirtschaft besser auszukennen.
Bedenkt man allerdings im Falle von Deutschland, dass wir nur einen Anteil von knapp 3,5 Prozent am globalen Bruttoinlandsprodukt halten, wäre ein Blick über den Tellerrand für deutsche Anleger eine durchaus ratsame Strategie.
Ganz ähnlich verhält es sich, wenn man ausschließlich in bestimmte Branchen investiert, zum Beispiel solche, mit denen man selbst beruflich zu tun hat. Auch dies ist ein Bias aufgrund von emotionalen Entscheidungen und keine Anlagestrategie, die auf Fakten beruht.
Selektive Wahrnehmung
„Ich sehe was, was Du nicht siehst“ – dieses beliebte Kinderspiel bringt das psychologische Phänomen der selektiven Wahrnehmung auf den Punkt. Eigentlich ist diese Eigenschaft unseres Gehirns, die uns umgebenden Reize permanent zu gewichten, eine Stärke. Nur so schaffen wir es, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und mit der Informationsfülle überhaupt klarzukommen.
Aber leider trickst uns diese Aufmerksamkeitsblindheit auch gerne mal aus. Wir kennen das zum Beispiel im visuellen Bereich von optischen Täuschungen oder sogenannte Kippbildern.
An der Börse gibt es dieses Phänomen, dass wir nur bestimmte Aspekte unserer Umwelt wahrnehmen und andere ausblenden, auch. Nämlich dann, wenn wir nur solche Informationen aufnehmen, die mit unserer Einstellung zu einer Aktie übereinstimmen.
Alle guten Nachrichten, die unsere Einstellung stärken, bewerten wir dann über. Und alle schlechten Meldungen, die Dissonanzen, also unangenehme Gefühle, hervorrufen könnten, blenden wir aus oder spielen sie herunter.
Mit objektivem Handeln haben solche Verhaltensweisen relativ wenig zu tun. Und deswegen ist es auch so riskant, wenn Emotionen Überhand nehmen.
Riesenrad statt Achterbahn
Was also tun, um das Risiko zu minimieren? Das ist eigentlich ganz einfach: Folgen Sie den Faktenund nicht den Emotionen! Nur ist dies eben leichter gesagt als getan.
Aber ich kenne da ein paar ganz gute Hilfsmittel, die dafür sorgen, dass Sie sich gar nicht erst auf eine Achterbahn der Gefühle begeben müssen. Die Rede ist von meinen Börsendiensten.
Während andere Achterbahn fahren, schauen wir uns die Welt lieber gemütlich vom Riesenrad aus an. Sind Sie dabei?